Nichts beschäftigt die Teilnehmer an den Ölmärkten derzeit mehr, als die in dieser Woche am Donnerstag anstehende Ministersitzung der OPEC+.

Als die Nachrichtenagentur Bloomberg in der letzten Woche Analysten zu ihren Erwartungen hinsichtlich weiterer Produktionskürzungen der OPEC+ befragte, erwartete nur ein Experte eine Verlängerung der bestehenden Kürzungen. Nachdem das OPEC+-Treffen wegen Querelen um Förderquoten um vier Tage vom 26. auf den 30. November verschoben wurde, zeigt sich die Analystengilde jetzt uneins.

Experten uneins über den weiteren Weg der OPEC+
Wenn die OPEC+ nun am Donnerstag virtuell zusammentritt, sagen rund 50 Prozent der von Bloomberg am Freitag befragten Analysten voraus, dass das erweiterte Kartell die bestehenden Förderkürzungen von rund einer Million Barrel (a 159 Liter) pro Tag bis 2024 verlängern wird. Sechs Analysten sagten voraus, dass es für alle Kartellmitglieder zusätzliche Kürzungen geben wird. Zwei weitere Analysten prognostizierten, dass wieder nur Saudi-Arabien und Russland drossen würden.

OPEC-Delegierte signalisieren Verlängerung der Ölkürzungen…
Zuvor war zu Wochenschluss bekannt geworden, dass die OPEC+ in den Gesprächen mit ihren afrikanischen Erzeugern Angola, Nigeria und Kongo über die Quoten für 2024 Fortschritte erzielt habe. Die von Reuters und Bloomberg befragten Analysten scheinen zuversichtlich zu sein, dass die OPEC+-Mitglieder bei ihrem Treffen eine Einigung erzielen werden.

Laut Bloomberg haben die OPEC+-Delegierten in erster Linie signalisiert, dass es sich lediglich um eine Verlängerung der bestehenden Förderkürzungen bis 2024 handeln würde.

…aber Rohstoffexperten bleiben skeptisch!
Öl-Analysten vertreten dagegen eine gegensätzliche Meinung und die Ansicht, dass der jüngste Einbruch der Ölpreise auf 80 Dollar und die schwache Ölnachfrage, die wie üblich im ersten Quartal des neuen Jahres erwartet wird, die Voraussetzungen für weitere potenzielle Produktionskürzungen und nicht nur für eine Verlängerung schaffen würde.

Commerzbank: Sinkende Ölpreise bei gleichbleibender Produktion
Nach Einschätzung der Rohstoffanalysten der Commerzbank scheint Saudi-Arabien weiterhin bereit zu sein, einen Großteil der Angebotskürzung zur Stabilisierung des Ölmarktes zu schultern. Eine Fortsetzung der freiwilligen Drosselung im ersten Quartal scheint ihrer Ansicht nach damit wieder eine ausgemachte Sache. Fraglich sei höchstens, ob sich das Kartell auf darüber hinausgehende Kürzungen einigen könne.

Die Commerzbanker gehen davon aus, dass sich die OPEC lediglich auf leichte Anpassungen der Produktionsquoten verständigt und darüber hinaus Handlungsbereitschaft im Falle einer enttäuschenden Nachfrageentwicklung signalisiere.

Für die Ölpreisentwicklung bis zur OPEC+-Sitzung am Donnerstag bedeutet die nach Einschätzung der Analysten schwankende Preise um 80 Dollar. Werde das aktuelle Produktionsniveau per saldo beibehalten, könnten die Preise angesichts der enttäuschten Erwartungen zeitweise leicht absacken, prognostizieren die Rohstoffexperten.

Heizölpreise geben weiter nach
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute im frühen Handel spürbar nachgeben, wirkt sich dieses Minus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa -1,00 bis -1,70 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch zum Wochenschluss.